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Die Entwicklung des digitalen Radios hat in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckende Dynamik gezeigt. Während das (analoge) UKW-Radio lange Zeit DER Standard war, wurde bereits in den 1980er Jahren der Grundstein für eine digitale Alternative gelegt: DAB (Digital Audio Broadcasting). Diese Technologie versprach eine höhere Übertragungsqualität, mehr Sender und störungsfreie Übertragung, stiess jedoch schnell an technische und wirtschaftliche Grenzen. Der Nachfolger DAB+ wurde entwickelt, um diese Hürden zu überwinden und die digitale Radiowelt zukunftssicher zu machen.
Die Entwicklung von DAB zu DAB+
Das ursprüngliche DAB-System wurde Mitte der 1990er Jahre eingeführt und bot eine digitale Alternative zum UKW-Radio. Es ermöglichte eine bessere Klangqualität und war weniger anfällig für Störungen. Allerdings nutzte DAB den veralteten MP2-Codec (MPEG-1 Audio Layer II), was zu einem ineffizienten Umgang mit Bandbreite führte. Zudem waren die Empfangsgeräte in der Anfangsphase oft teuer und nicht weit verbreitet, was den Erfolg von DAB einschränkte.
DAB+ wurde 2007 als eine verbesserte Version von DAB eingeführt. Der grösste Unterschied ist der effizientere Audiocodec HE-AAC v2 (High Efficiency Advanced Audio Coding). Dieser ermöglicht es, mehr Programme auf derselben Frequenz zu übertragen, ohne an Klangqualität zu verlieren. Zudem führt DAB+ eine robustere Fehlerkorrektur ein, was zu einem stabileren Empfang, insbesondere in (beweglichen) Fahrzeugen, führt.
Technologische Vorteile von DAB+
DAB+ bietet gegenüber UKW und DAB mehrere wesentliche Vorteile:
- Bessere Klangqualität: Dank des effizienteren Codecs kann DAB+ auch bei geringeren Bitraten eine sehr gute Klangqualität liefern. Das heisst, auch bei schwächeren Signalen bleibt die Klangtreue weitgehend erhalten.
- Mehr Programmvielfalt: DAB+ nutzt die vorhandene Bandbreite besser aus, sodass mehr Sender auf einer Frequenz übertragen werden können. Dadurch entsteht eine grössere Programmvielfalt, die über das hinausgeht, was mit UKW möglich ist.
- Störungsfreier Empfang: Während UKW-Empfang anfällig für Interferenzen und Störungen ist (z.B. durch Wetterbedingungen oder geografische sowie bauliche Hindernisse), ist DAB+ weitgehend resistent gegenüber solchen Einflüssen. Die digitale Übertragung bleibt entweder klar oder fällt komplett aus, es gibt keine Zwischenstufen mit Rauschen.
- Zusatzdienste: DAB+ erlaubt es, neben dem Audiostream auch Zusatzinformationen wie Verkehrsdaten, Nachrichten, Wetterberichte oder Albumcover in Echtzeit zu übertragen. Diese Informationen können auf den Bildschirmen der Empfangsgeräte angezeigt werden, was das Radiohören interaktiver und informativer macht.
- Effiziente Nutzung der Frequenzen: Im Vergleich zu UKW, das für jeden Sender eine eigene Frequenz benötigt, können bei DAB+ mehrere Programme auf derselben Frequenz (im sogenannten Ensemble) gesendet werden. Das spart Frequenzen und macht das System zukunftsfähiger.
Herausforderungen und Nachteile von DAB+
Trotz der vielen Vorteile hat DAB+ auch ein paar Nachteile
- Abdeckung: Obwohl der Ausbau des DAB+-Netzes stetig voranschreitet, gibt es noch immer Regionen, in denen der Empfang lückenhaft ist. Besonders in ländlichen Gebieten kann dies ein Problem darstellen.
- Gerätekompatibilität: Nicht alle älteren DAB-Radios sind mit DAB+ kompatibel. Für Nutzer bedeutet das, dass sie neue Empfangsgeräte kaufen müssen, um in den Genuss der Vorteile von DAB+ zu kommen. Zudem sind DAB+-fähige Geräte in vielen Ländern noch nicht flächendeckend verbreitet.
- Verfügbarkeit von Inhalten: Nicht alle Radiosender, insbesondere kleinere lokale Stationen, haben den Übergang zu DAB+ vollzogen. In manchen Regionen kann dies bedeuten, dass bestimmte Programme nur über UKW verfügbar sind.
- Kosten: Die Umstellung auf DAB+ ist für Rundfunkanbieter mit Kosten verbunden, da neue Infrastruktur geschaffen und bestehende Sender umgerüstet werden müssen. Diese Kosten könnten sich indirekt auf die Endnutzer auswirken.
Zukunft von DAB+
Mit der zunehmenden Verbreitung von DAB+ und dem Rückgang der UKW-Sender stellt sich die Frage nach der vollständigen Digitalisierung des Radios. In der Schweiz wurde beschlossen UKW per 2026 abzuschalten. Siehe dazu auch folgende zwei Links des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM):
- Bakom Technologie-Unterseite UKW: https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/elektronische-medien/technologie/ukw-verbreitung.html
- Beschluss Bundesrat vom 25.10.2023 zur letztmaligen Verlängerung der UKW-Konzessionen: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-98326.html
Norwegen war 2017 das erste Land, das den vollständigen Wechsel zu DAB+ vollzogen hat. Auch Deutschland arbeitet an einer schrittweisen Ablösung des analogen Rundfunks.
Die fortschreitende Digitalisierung und der steigende Bedarf an Frequenzen für andere Dienste wie Mobilfunk und Breitbandinternet könnten den Umstieg auf DAB+ weiter beschleunigen. Gleichzeitig arbeiten Forscher und Ingenieure an weiteren Verbesserungen der Technologie, um DAB+ noch effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten.
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Was ich dazu meine…
DAB+ ist ein entscheidender Schritt in der Weiterentwicklung des Radios. Es bietet eine grössere Programmvielfalt und die Möglichkeit, Zusatzdienste anzubieten. Die grösste Herausforderung ist meines Erachtens die Notwendigkeit neuer Empfangsgeräte. Abdeckungsprobleme existieren bei jedem Funkstandard, das darf man DAB+ nicht ankreiden. Der Trend zeigt deutlich in Richtung eines digitalen Radiostandards. Langfristig wird DAB+ in der Schweiz das traditionelle UKW-Radio vollständig ablösen. Ob aber die Radiohörer dann auch DAB+ nutzen oder Radio übers Internet konsumieren, steht noch in den Sternen.


