Wer neu ins Vinyl-Universum eintaucht, stolpert schnell über Wörter, die klingen wie aus einer Geheimsprache: Antiskating, Wow & Flutter, Moving Coil. Kein Wunder, dass man sich da manchmal fühlt wie beim Scrabble mit einem HiFi-Nerd. Damit du im Gespräch nicht in der Endlosrille drehst, gibt’s bei Zuekunftsmusig ein Vinyl-Wörterbuch, das alle Begriffe rund um Plattenspieler und Schallplatten knackig erklärt – ohne Staub, aber mit viel Groove.

# – H: Von 33rpm bis Headshell

  • 33rpm

Bezeichnet meistens 12″-LPs aus Vinyl (seit 1949), die mit 33⅓ rpm abgespielt werden. Rpm = Umdrehungen pro Minute.

  • 45rpm

Steht meistens für 7″-Singles (seit 1949), die mit 45 rpm abgespielt werden.

  • 78rpm

Verweist auf die 10″-Schellackplatten (ca. 1900–1960), die mit 78 rpm laufen.

  • Anti-Skating

Beim Abspielen entsteht durch Reibung der Nadel in der Rille eine Kraft, die den Tonarm nach innen zieht. Anti-Skating wirkt dagegen, indem es den Arm leicht nach aussen zieht. Richtig eingestellt verhindert es Verzerrungen zwischen linkem und rechtem Kanal. Je nach Nadelschliff (z. B. konisch, elliptisch, Microlinear) braucht man mehr oder weniger Korrektur.

  • Azimuth (Tilt)

Winkel zwischen Plattenoberfläche und vertikaler Achse des Tonabnehmers. Sollte 90° betragen → saubere Kanalbalance. Manche Headshells erlauben eine Azimuth-Justierung – praktisch, wenn der Tonarm selbst keine Möglichkeit bietet.

Azimuth / Tilt Justierung am Headshell (Quelle: Audio-Technica)
  • Bonded Diamond

Eine Nadel, bei der die Diamantspitze auf einen Metallschaft geklebt ist, der wiederum im Nadelträger sitzt. Günstiger in der Herstellung, aber oft etwas träger als „nude diamonds“ (aus einem Stück gefertigt).

  • Boron (Boron-Cantilever)

Boron ist ein sehr hartes, aber leichtes Element (Mohs’sche Härte 9.5 – fast wie Diamant). Deshalb wird es für hochwertige Nadelträger verwendet, die präzise Schwingungen übertragen.

  • Cantilever (Nadelträger)

Der kleine „Arm“, an dessen Spitze der Diamant sitzt. Er überträgt die Bewegungen aus der Rille an Magneten (MM) oder Spulen (MC). Materialien: Aluminium, Saphir, Beryllium, Boron. Je leichter und steifer, desto besser.

Darstellung eines Cantilevers (Quelle: Audio-Technica)
  • Cartridge (Tonabnehmer)

Der Tonabnehmer wandelt die mechanischen Schwingungen der Nadel in elektrische Signale um. Diese werden dann verstärkt und über die Anlage hörbar gemacht.

  • Channel Balance

Beschreibt, wie gleichmässig der Tonabnehmer beide Kanäle wiedergibt. Abweichungen können durch falsches Azimuth, schlecht eingestelltes Anti-Skating oder auch durch Kabel und Elektronik entstehen.

  • Channel Separation (Kanaltrennung)

Trennt den linken und rechten Kanal. Je besser die Trennung (in dB gemessen), desto klarer das Stereo-Bild.

  • Clipping

Übersteuerung im Signalweg, wenn Verstärkung oder Cartridge zu stark ist. Äussert sich als harsches Verzerren.

  • Compliance

Gegenteil von Steifigkeit der Nadelaufhängung. Hohe Compliance = weich, passt besser zu leichten Tonarmen. Niedrige Compliance = steif, passt zu schweren Armen. Entscheidend für die Resonanzfrequenz des Tonarm/Tonabnehmer-Systems (ideal: 9–13 Hz).

  • Connecting (Tonabnehmer anschliessen)

Ein Cartridge hat vier Anschlüsse (meist farblich markiert):

  1. Weiss = linker Kanal
  2. Blau = linker Masseanschluss
  3. Rot = rechter Kanal
  4. Grün = rechter Masseanschluss
Ein Tonabnehmer wird hinten mittels Tonarmkabel am Tonarm oder Headshell angeschlossen (Quelle: Audio-Technica)
  • Conical (konische Nadel)

Einfache, kugelförmige Nadelspitze. Günstig und verbreitet, aber nicht so präzise wie elliptische oder Microlinear-Schliffe.

  • Counterweight (Tonarm-Gegengewicht)

Gewicht am Ende des Tonarms, das die Auflagekraft reguliert. Oft mit Skala für Feineinstellung.

Tonarm-Gegengewicht zur Einstellung der Nadel-Auflagekraft (Quelle: Thorens)
  • Cueing (Lift)

Mechanik zum sanften Absenken und Anheben des Tonarms, verhindert versehentliche Beschädigungen der Platte.

  • Direct Drive (Direktantrieb)

Hier sitzt der Plattenteller direkt auf dem Motor. Sehr schneller Anlauf, hohe Drehstabilität, robust, ideal für DJs und weniger Verschleissteile (kein Riemen der spröde wird).

  • Dual Moving Magnet Cartridge

Spezialkonstruktion von Audio-Technica: zwei Magnete im 90°-Winkel, passend zur Plattenschneidetechnik. Sorgt für bessere Kanaltrennung und präziseres Stereo-Bild.

  • Elliptical (elliptische Nadel)

Hat einen engeren Kontakt in Laufrichtung und längeren Kontakt senkrecht in der Rille. Präziser als konisch, weniger Verzerrungen, bessere Höhenwiedergabe.

  • Endlosrille

Eine speziell geschnittene Rille am Ende der Platte, die keinen Auslauf hat, sondern im Kreis läuft. Die Nadel bleibt dort hängen und spielt den Inhalt unendlich weiter.

  • Flutter

Schnelle Gleichlaufschwankungen, hörbar als Flattern oder Zittern im Ton. Ursache sind meist Motorvibrationen oder mechanische Unregelmäßigkeiten. Zusammen mit *Wow* oft als Mass für die Gleichlaufgenauigkeit angegeben.

  • Frequency Response (Frequenzgang)

Gibt an, wie der Tonabnehmer verschiedene Frequenzen wiedergibt, gemessen in dB. Ein linearer Frequenzgang bedeutet ausgewogenen Klang.

  • Headshell

Abnehmbares Teil am Tonarm, das den Tonabnehmer trägt. Erleichtert Wechsel und Justage von Tonabnehmern.

Separates, unmontiertes Headshell für die Montage des Tonabnehmers (Quelle: Audio-Technica)

I – P: Von Impedanz bis Pole Piece

  • Impedanz

Widerstand eines elektrischen Signals. Der Ausgangswiderstand des Tonabnehmers muss zur Eingangsimpedanz des Phono-Vorverstärkers passen. Falsche Anpassung führt zu dumpfem oder schrillem Klang.

  • Inner Groove Distortion

Verzerrungen im inneren Bereich einer Platte durch engeren Rillenradius. Hochwertige Nadelschliffe mindern den Effekt.

  • Load (Last)

Tonabnehmer + Phono-Vorstufe bilden einen Schwingkreis (Widerstand, Induktivität, Kapazität). Hersteller geben Lastwerte vor (Impedanz, Kapazität), um den Klang zu optimieren.

  • LP Record

LP = Long Play. Das klassische 12″-Vinylalbum, eingeführt 1948, Standard seit Mitte der 50er, seit den 60ern in Stereo.

  • Mat (Plattentellerauflage)

Das kleine Mätteli auf dem Plattenteller. Besteht z. B. aus Filz, Gummi oder Kork. Dämpft Resonanzen und beeinflusst die Klangcharakteristik.

  • MC Phono Input

MC-Eingang am Vorverstärker, speziell für Moving-Coil-Systeme mit niedrigem Pegel und Impedanz.

  • Microlinear

Spezialschliff mit besonders grosser Kontaktfläche. Präziser als elliptisch, ähnlich wie Shibata. Sorgt für geringe Verzerrungen und lange Lebensdauer.

  • MM Input

MM-Eingang am Vorverstärker, angepasst an Moving-Magnet-Systeme.

  • Monaural (Mono)

Ein-Kanal-Ton. Bis ca. 1960 üblich, später durch Stereo ersetzt.

  • MC (Moving Coil)

Tonabnehmerbauart, bei der winzige Spulen an der Nadel sitzen und sich im Magnetfeld bewegen. Liefert sehr detailreichen Klang, aber leises Signal → spezieller MC-Vorverstärker oder Übertrager nötig.

  • MM (Moving Magnet)

Gängigste Bauart: Kleine Magnete bewegen sich zwischen feststehenden Spulen. Robuster, lauter und günstiger als MC.

MM vs MC Tonabnehmer. Von aussen ist kein Unterschied zu erkennen, im Innern bewegt sich einmal ein Magnet durch eine Spule und beim andern die Spule durch ein Magnetfeld (Quelle: Audio-Technica)

Mu-Metall (Abschirmung)

Nickel-Eisen-Legierung mit hoher magnetischer Leitfähigkeit. Dient zur Abschirmung gegen Störungen. Wird auch in hochwertigen Cartridges verbaut.

  • Neodymium

Sehr starker Permanentmagnet, weit verbreitet in Lautsprechern, Kopfhörern und Tonabnehmern.

  • Nude Diamond

Diamantnadel aus einem Stück (ohne Metallschaft). Geringere Masse, schnellere Ansprache, besserer Klang – aber teurer.

  • Off-Center Pressing

Fehlerhafte Pressung, bei der das Mittelloch nicht exakt zentriert ist. Führt zu hörbarem Jaulen (ähnlich Wow).

  • Output Voltage (Ausgangsspannung)

Das Signal, das ein Tonabnehmer liefert (meist zwischen 0,1 mV und 5 mV). Wichtig für die Wahl des passenden Vorverstärkers.

  • Overhang (Überhang)

Die Justierung, wie weit die Nadelspitze über die Mitte des Plattentellers hinausragt. Entscheidend für korrekten Spurwinkel.

Overhang-Justierung am Headshell (Quelle: Audio-Technica)
  • Para-Toroidal Coil

Spezielle Spulenform, die Störungen reduziert und bessere Kanaltrennung ermöglicht.

  • Phono Preamp (Phono-Vorverstärker)

Verstärker, der das schwache Signal eines Tonabnehmers anhebt und entzerrt (RIAA-Kurve), bevor es an den Verstärker geht. Verstärker mit einem Phono Input brauchen idR keinen Phono Preamp. Fans und Fanatiker setzen auf dedizierte Phono-Vorverstärker um das Maximum aus ihren Platten herauszuholen.

  • Phono Input

Eingang am Vorverstärker für Plattenspieler (L/R).

  • Pole Piece

Magnetisches Bauteil im Tonabnehmer, das das Magnetfeld leitet.

Pole Pieces bei einem MM-Tonabnehmer (Quelle: Audio-Technica)

R – W: Von Radius bis Wow

  • Radius (Nadelradius)

Grösse der Nadelspitze, angegeben µm.

  • Replacement Stylus (Ersatznadel)

Austauschnadel. Bei Verschleiss (600–1000 Stunden) wird meist nur die Nadel ersetzt, nicht die ganze Cartridge.

  • RIAA

Recording Industry Association of America. Ihre Entzerrungsnorm bestimmt bis heute, wie Schallplatten aufgenommen und abgespielt werden.

  • RIAA Equalization (Entzerrung)

Bei der Aufnahme: Bässe abgesenkt, Höhen angehoben. Beim Abspielen umgekehrt. Sorgt für längere Spielzeit, besseren Klang und weniger Verschleiss.

  • Riemenantrieb (Belt Drive)

Der Motor treibt den Plattenteller über einen Gummiriemen an. Das bietet gute Entkopplung vom Motor dank weniger Vibrationen und Geräuschübertragung.

Riemenantrieb bei einem ELAC Miracord 80 (Quelle: ELAC)
  • Round Shank

Runder Schaft der Nadel. Einfacher herzustellen, genutzt für konische/elliptische Nadeln.

  • Rumble

Tieffrequente Störgeräusche, verursacht durch Motor, Lager oder Tonarm. Wird in dB angegeben (je niedriger, desto besser).

  • Shellac Record / SP / 78 (Schellackplatte)

78rpm-Schellackplatten, Standard vor Einführung von Vinyl. Schwer und zerbrechlich. Schellackplatten dürfen nicht mit einer normalen Plattenspielernadel abgetastet werden und brauchen einen Plattenspieler der 78rpm unterstützt.

  • SME/DIN-Anschluss

Standardanschlüsse für Headshells oder Tonarme. SME-Bajonett ist besonders verbreitet.

SME-Bajonettverschluss für den schnellen Wechsel eines Headshells am Tonarm (Quelle: Dual)
  • Shibata

Besonderer Nadelschliff mit schmalem Kontakt. Entwickelt, um hohe Frequenzen sauber wiederzugeben (z. B. für Quadrophonie), wird heute für Hi-Fi genutzt.

  • Special Line Contact

Ähnlich Shibata, wird für High-End-Systeme genutzt.

  • Square Shank

Viereckiger Nadelträger-Schaft, präziser einzusetzen als runde. Für exakte Schliffe wie Line Contact und Microlinear.

  • Step-Up Transformer

Übertrager, der das leise Signal eines MC-Tonabnehmers verstärkt und die Impedanz anpasst.

  • Stylus Holder / Stylus Assembly

Austauschbarer Teil mit Nadel, Nadelträger und Aufhängung. Bei MM einfach austauschbar.

  • Stylus Rake Angle SRA (Nadel-Einstellwinkel)

Winkel, in dem die Nadel in der Rille steht. Optimale Einstellung sorgt für korrekte Abtastung und sauberen Klang.

  • Tracking Force (Auflagekraft)

Das Gewicht, mit dem die Nadel in der Rille liegt (in Gramm). Zu hoch → Plattenverschleiss. Zu niedrig → Nadel springt oder verzerrt.

Mit einer Tonarmwaage wird die Auflagekraft perfekt gemessen, das Gegengewicht am hinteren Tonarmende bestimmt die Auflagekraft (Quelle: Thorens)
  • Tracking Error (Spurfehlwinkel)

Abweichung des Tonarms von der idealen Tangente zur Plattenrille. Führt zu Verzerrungen, besonders am Plattenende.

  • Transient Response

Reaktionsgeschwindigkeit des Systems auf schnelle Signaländerungen. Gute Transientenwiedergabe = klare, realistische Klangabbildung.

  • Vertical Tracking Angle (VTA)

Winkel zwischen Nadelträger und Rille. Beeinflusst die Kanaltrennung und den Klang.

Darstellung des VTA (Quelle: Audio-Technica)
  • Vinyl

Kurzform für Polyvinylchlorid (PVC), das Material, aus dem seit Ende der 40er Platten gepresst werden. Umgangssprachlich oft für „Schallplatten“ allgemein genutzt.

  • Wow

Langsame Gleichlaufschwankungen des Plattenspielers, hörbar als leichtes ‘Jaulen’ oder Wabern von Tönen (meist bei tiefen Klängen auffällig). Ursachen: ungenaue Motordrehzahl, unrunder Plattenteller oder Riemenprobleme.

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Wir sind am Ende der umfangreichen Aufzählung. Wir sind sicher, dass sie nicht vollständig ist. Also wenn dir etwas einfällt, was du unbedingt erwähnt haben möchtest geht’s hier zur Kontaktseite! Vielleicht hilft dir der eine und andere Begriff ja beim nächsten Scrabble-Turnier… uns würde es freuen!